Jetzt ist schon 1/3 meiner Zeit in Bolivien um …und es gibt viel zu berichten:
Vorab möchte ich Euch mitteilen, dass ich mich hier in Cochabamba in den ersten vier Monaten meines Südamerikaabenteuers mehr als wohl gefühlt habe und dass die Zeit viel zu schnell vergeht!
Im Folgenden werde ich über meinen Projekt-Alltag sowie über meine Reisen erzählen.
Warmi:
Jeden Morgen nehme ich einen Microbus, welcher mich glücklicherweise direkt vor der Tür meines Hauses abholt und in die Nähe meines Projektes fährt. Mein Arbeitstag im Frauen- und Kinderprojekt beginnt um 8:30 Uhr. Bis zur Merienda (Zwischenmahlzeit) um 10:00 Uhr ist es meines Aufgabe, die Erzieherinnen in dem Babyzimmer zu unterstützen. Das beinhaltet Kinder füttern, trösten, Windeln wechseln, Bettchen der Kleinen überziehen und einfach mit ihnen zu spielen. Danach tausche ich die Gruppe der 1-3-Jährigen in Gruppe der Vorschüler. Dort basteln, singen oder tanzen wir zu typisch bolivianischer Musik. Während des Mittagessens helfe ich wieder in der Sala Cuna (Babyzimmer), da dort mehr Hilfe beim Füttern und Waschen benötigt wird, als bei den 3-6-Jährigen.
Im Anschluss nutze ich die Gelegenheit und putze bei allen Kindern der Cuna gründlich die Zähne, bevor sie Siesta (Mittagspause) machen. Dann folgt erst einmal meine Essens- und Erholungspause bevor der Nachmittag beginnt, an dem ich den älteren Kindern Englisch oder Strickunterricht gebe, nachdem sie ihre Hausaufgaben erledigt haben. Die Kinder sind mit vollem Eifer dabei, doch sieht man im Moment noch mehr Erfolge beim Stricken als beim Sprachunterricht. Ab 16:00 Uhr ist dann das von den Frauen aus der Küche selbstgebackene Brot braun und knusprig, so dass das „Teetrinken“ eingeläutet werden kann. Alle 150 Kinder des Projektes versammeln sich dazu im Essensraum und genießen das leckere Brot mit leider viel zu süßem Tee. Sobald alle Kinder aufgegessen und ausgetrunken haben, beginnt mein Feierabend und ich nehme den Mikrobus „nach Hause“.
Reise nach Sucre und an den „Salar de Uyuni“:
Anfang November ging es für mich und meine Mitfreiwilligen an die größte Salzwüste der Welt. Von Cochabamba aus fuhren wir in einer Flota (Reisebus) gute elf Stunden in Richtung Sucre. Ausgerechnet ist auf dieser Strecke einer der Reifen geplatzt, sodass mal wieder viel Geduld bewiesen werden musste und man den Reparateuren vollstes Vertrauen schenkte, obwohl das alles nicht ganz so professionell aussah. Aber wir sind heil angekommen und wurden direkt vom Busterminal in Sucre von einer weiteren Mitfreiwilligen abgeholt. Am folgenden Tag machten wir auf eigene Faust eine Stadtbesichtigung und sahen uns die berühmte weiße Hauptstadt aus der Nähe an.
| passend zur weißen Kirche: ein weißes Auto |
| Stephanie und Ich im Regierungsgebäude |
| noch einmal die schöne Kirche |
| Sucre |
Im Vergleich zu Cochabamba ist Sucre wirklich klein und die „vielen weißen Häuser“, wie sie in den Reiseführern stehen, findet man leider nur im Stadtkern. Trotzdem hat mir das Kennenlernen einer anderen bolivianischen Großstadt sehr gut gefallen und auch das Wiedersehen mit Lena und Anne hat mir viel Freude bereitet.
Am Freitagmorgen ging es dann für die zusammengewürfelte Truppe aus Freiwilligen aus Sucre und Cochabamba sowie aus bolivianischen Freunden zum Salar. Von Sucre aus fuhren wir in einer Flota Richtung Potosí. Da es dort zwei Busterminals gibt und wir auf die Schnelle keine drei Taxen für alle Mitreisenden gefunden haben, ging es auf der Ladefläche eines Kleintransporters von dem alten Terminal zu dem neuen. Im Nachhinein war es gut, dass wir durch verspätetes Ankommen die Anschluss-Flota nach Uyuni verpasst haben und gezwungenermaßen den Tag in Potosí verbrachten. Wieder eine Großstadt Boliviens kennengelernt! Potosí ist wohl die geschichtsträchtigste bolivianische Stadt, weshalb sie auch von vielen Touristen besucht wird. Nach dem Mittagessen in einem Restaurant spazierten wir noch ein wenig herum, bevor wir die Reise fortsetzen. Im Januar werden alle Freiwilligen das Zwischenseminar in Potosí besuchen und dann bleibt hoffentlich auch mehr Zeit, sich die Stadt genauer anzuschauen.
Nachts um ein Uhr in Uyuni angekommen suchten wir uns schnell ein Hotel, damit wir die dreitägige Salar-Tour am nächsten Tag auch ausgeschlafen beginnen konnten.
Gespannt stiegen wir am Samstagsmorgen in die Jeeps, die uns durch die einmalige Landschaft Boliviens fahren sollten. Da nicht alle Freiwilligen in einen Jeep passten,wechselte ich den Jeep und lernte auf diese Weise neue Freunde aus Israel und Frankreich kennen.
Der Eisenbahnfriedhof Uyunis war der erste Zwischenstopp unserer Jeeptour. Von dort aus brausten wir über den Salzsee, machten verrückte Fotos, sahen die „Isla de Pezcados“ (Insel mit Kakteen) und übernachteten schließlich im Salzhotel. Am nächsten Tag machten wir Pausen an zahlreichen Lagunen mit noch zahlreicheren Flamingos und beobachteten den Sonnenuntergang inmitten dieser einmaligen Kulisse. Den Abschluss der Reise bildete ein Bad in heißen Thermalquellen und der Besuch von Geysiren. Am selben Abend ging es dann mit der Flota über Oruro wieder zurück nach Cochabamba, wo meine Waschmaschine sich schon auf das Entsalzen meiner Kleidung freute. Ich wurde oft nach dieser Reise gefragt, ob sie sich überhaupt geloht habe und ich kann nur sagen: „JA! Es hat sich gelohnt!“.
| der Eisenbahnfriedhof in Uyuni |
| weit und breit nur Salz |
| auf der Kakteeninsel |
| vollbepackte Jeeps |
| das Salzhotel |
| Mittagspause am Vulkan |
| Lagunen mit Flamingos |
| Gerysire bei Sonnenaufgang (5 Uhr morgens) |
| Thermalquellen |
| mit einem Fuß in Chile |
| Weggefährte |
Reise nach La Paz:
Ende November hatte ich eine Einladung zur Ausschulung meines Gastbruders aus La Paz. Die Familie, bei der ich den ersten Monat während des Sprachunterrichtes wohnte, empfing mich mit offen Armen und bot mir ein Bett im Zimmer meiner Gastschwester an. Mein eigentliches Zimmer war durch die Gastgroßeltern besetzt. Im Grunde war das ganze Haus voll von Familienmitgliedern, die die Graduación feiern wollten. Insgesamt schliefen 14 Leute im Haus und weil dort alle Betten und Sofas besetzt waren, haben meine Gasteltern kurzerhand im Auto übernachtet. Die Ausschulung an sich begann abends um 19:30 Uhr und von dort aus ging es direkt zum Ball. Nach einer offiziellen Ansprache des Direktors wurde gegessen und bis 4 Uhr morgens getanzt, getanzt, getanzt…
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